Arbeits- und Gesundheitsschutz für pflegerisches Personal priorisieren / Ressourcen, Erfahrung und Expertise der beruflich Pflegenden endlich verantwortungsvoll nutzen / Pflegende in Überlegungen zur Versorgung und Eindämmung der Pandemie einbeziehen
München, 30.10.2020 – Schon im Juli mahnte die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) eine bessere Vorbereitung der Politik auf eine zweite Infektionswelle an. Doch während nun die Infektionszahlen dramatisch schnell ansteigen, warten die beruflich Pflegenden in den Einrichtungen der Langzeitpflege und in den Kliniken weiterhin auf spürbare Entlastungen. Insbesondere die mit den steigenden Infektionszahlen ebenfalls zunehmenden psychisch wirksamen Belastungen treffen die Berufsgruppe in einer immer angespannteren Situation, in der es seit dem Frühjahr keinerlei Verschnaufpause gab.
In den Sommermonaten wurde zügig der Regelbetrieb in den Kliniken wieder aufgenommen und auch in der Langzeitpflege gab es keine Gelegenheit, sich von den Anstrengungen der ersten Coronawelle zu erholen. Zu schnell führten auch wirtschaftliche Zwänge zur Rückkehr zum Normalbetrieb, der trotz allem unter Pandemiebedingungen mit aufwendigsten Schutzmaßnahmen laufen musste. Auch die ausgesetzten Prüfverfahren in der Langzeitpflege des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) wurden wieder aufgenommen. Die ohnehin dünne Personaldecke führt schon heute dazu, dass Pflegende trotz Infektion weiterarbeiten müssen, um die Versorgung zu gewährleisten. Es steht zu befürchten, dass sie diese massivere zweite Coronawelle nicht mehr durchstehen werden. Die VdPB sieht die drohende Gefahr, dass psychisch wirksame Effekte in immer größerem Maß die Gesundheit von Pflegekräften nachhaltig beeinträchtigen und beschädigen. Georg Sigl-Lehner weist in diesem Zusammenhang nochmals explizit auf das psychosoziale Krisenangebot der VdPB hin: „Unter der Mailadresse krisenberatung@vdpb-bayern.de können sich Pflegende an die Vereinigung wenden und eine schnelle Beratung erfahren. Die Nachrichten erreichen direkt speziell ausgebildete Kolleginnen und Kollegen, die für eine unmittelbare Unterstützung zur Verfügung stehen.“
Darüber hinaus sei jetzt mehr denn je angezeigt, die Ressourcen von beruflich Pflegenden verantwortungsvoll zu nutzen und ihre Expertise für wirksame Konzepte zur Eindämmung der Pandemie und zur Sicherung der pflegerischen Versorgung zu nutzen. „12-Stunden-Schichten, ersatzlos gestrichene Pflegepersonaluntergrenzen und alles, was zu einer zusätzlichen Belastung des medizinischen Personals führt, muss genau wie das strikte Abriegeln von Pflegeeinrichtungen der Vergangenheit angehören. Wir fordern außerdem, dass die extrem aufwendigen MDK-Prüfverfahren in der Langzeitpflege mit sofortiger Wirkung bis zum Ende der Pandemie ausgesetzt werden. Dadurch können sowohl in den Einrichtungen selbst als auch beim MDK wichtige Personalressourcen geschont und an anderer Stelle hilfreich eingesetzt werden“, betont Sigl-Lehner.
Außerdem müsse man Arbeits- und Gesundheitsschutz für Pflegende absolut priorisieren, um zu verhindern, dass die Personaldecke noch dünner wird, fordert der VdPB-Präsident. Noch könne man dem vorbeugen, wenn dafür Sorge getragen werde, dass die Rahmenbedingungen sich nicht noch weiter verschlechterten. Dazu könne und müsse die Pflege selbst mit ihrer Erfahrung beitragen. „Wir stehen zum Beispiel mit einem Testkonzept auf Grundlage der Antigen-Schnelltests bereit, das wir zur Verfügung stellen können und das in vielen Einrichtungen helfen würde, auch das Gesundheitsrisiko für die Beschäftigten zu mindern.“
Man sehe in den europäischen Nachbarländern bereits ähnliche Zustände wie im Frühjahr in der Lombardei. Um solche Bilder in Deutschland erfolgreich zu verhindern, bedürfe es jetzt bei der zweiten Welle klarer politischer Signale, dass man die einst gesetzten Ziele im Interesse der beruflich Pflegenden auch tatsächlich weiterverfolge. Georg Sigl-Lehner erklärt: „Die Pflegenden dürfen nicht erneut diejenigen sein, die unter der Last dieser Pandemie zusammenbrechen! Und sie sind bereits jetzt völlig am Limit.“
Die vollständige Pressemitteilung im PDF-Format
Die VdPB
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ein unabhängiges Sprachrohr von und für professionelle Pflegekräfte in Bayern. Die VdPB wurde 2017 auf Grundlage des vom Bayerischen Landtag verabschiedeten Pflegendenvereinigungsgesetz gegründet und hat unter anderem die Aufgabe, die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln – sowohl im Interesse der Berufsgruppe als auch für die Versorgungssicherheit für die Menschen in Bayern. Dazu wirkt die VdPB an Gesetzgebungsverfahren mit und vertritt die Pflegenden in Gremien wie beispielsweise dem Landespflegeausschuss. Zudem berät sie ihre Mitglieder kostenlos in berufsrechtlichen, berufsethischen und fachlichen Fragen und engagiert sich für die Fort- und Weiterbildung der beruflich Pflegenden. Die VdPB ist außerdem die für die Registrierung der Praxisanleitungen in der Pflege und die Erfassung der Fortbildungsnachweise für Praxisanleitungen zuständige Behörde. Die Mitgliedschaft in der VdPB ist für professionell Pflegende freiwillig und kostenlos. Präsident der VdPB ist Georg Sigl-Lehner.
Krankenpfleger, Lehrer für Pflegeberufe, Leiter einer Pflegeeinrichtung in Altötting
Kinderkrankenpfleger, Stationsleiter Kinderchirurgie
in Augsburg
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