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Nach Appell und deutlicher Warnung fordert VdPB nun endlich Taten

Erkenntnisse aus der ersten Infektionswelle bis heute ohne Konsequenzen / Zu wenig Personal in der Intensivversorgung / Forderungskatalog zur Stabilisierung der Arbeitssituation in der Pflege

München, 10.11.2020 – Vor etwas mehr als drei Monaten hat die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) einen eindringlichen Appell an die Politik gerichtet, unverzüglich vorbereitende Maßnahmen für alle im Gesundheitswesen Tätigen zu ergreifen, um besser für eine zweite Infektionswelle der Covid-19-Pandemie gerüstet zu sein. Die Forderungen waren explizit darauf ausgerichtet, weitere Belastungen für die beruflich Pflegenden zu verhindern und die Risiken für das gesamte medizinische Personal zu reduzieren. Doch bis heute sind die Erkenntnisse aus der ersten Welle ohne nennenswerte Konsequenzen geblieben. Behauptungen, Gesundheitseinrichtungen und vor allem Kliniken seien gut für eine zweite Welle gerüstet, lassen sich angesichts des sich verschärfenden Personalmangels nicht mehr halten. Gleichwohl werden sie ständig wiederholt und mit der Anzahl verfügbarer Intensivbetten belegt. Die VdPB warnte jedoch schon Ende Oktober davor, den Druck der Pandemie erneut und in nahezu gleichem Ausmaß überwiegend auf die Schultern der beruflich Pflegenden zu laden.

Die von vielen Experten erwartete zweite Welle der Corona-Pandemie trifft Deutschland und Bayern gerade mit voller Wucht und deutlich heftiger als im Frühjahr. Dabei standen die Beschäftigten in den ambulanten Pflegediensten, stationären Pflegeeinrichtungen, Akut- und Rehakliniken ununterbrochen unter enormem Druck. Nachdem die erste Corona-Welle abflachte, wurde allerorten der Betrieb wieder maximal hochgefahren, um die durch die Pandemie entstandenen Verluste beispielsweise durch elektive operative Eingriffe wettzumachen. Der Normalbetrieb ging überwiegend zu Lasten des medizinischen und des pflegenden Personals, das keinerlei Erholungsmöglichkeiten hatte. Die körperlichen wie emotionalen Belastungen der ersten Corona-Welle sind bei vielen beruflich Pflegenden noch lange nicht verarbeitet.

Inzwischen steigt allerdings die Zahl der intensivpflichtigen Corona-Fälle weiter sprunghaft an. Zwar meldet das DIVI-Register für Bayern noch viele freie Intensivbetten und eine „Notfallreserve“ von gut 1.900 Betten – und doch klagen sogar berufsfremde Verbände bereits: Es steht schlichtweg gar kein Personal zur Verfügung, diese zusätzlichen Betten auch mit entsprechend qualifiziertem Pflegefachpersonen zu betreiben. Intensivpflege von beatmeten Patienten, noch dazu unter Isolationsbedingungen, ist absolute Expertenarbeit, die jahrelange Qualifikation und Erfahrung benötigt. Doch statt für die Pflegenden hier entlastende Maßnahmen zu ergreifen, wird erneut über die Aussetzung von Pflegepersonaluntergrenzen diskutiert, die eigentlich dem Schutz der Pflegenden dienen und damit auch der Patientensicherheit.Die

Zudem dürfen im Extremfall per Ausnahmegenehmigung sogar coronapositiv getestete Pflegekräfte weiter in der Patientenversorgung arbeiten, wenn diese anders nicht mehr zu gewährleistet werden kann. Das sind fatale Signale in eine ohnehin ausgelaugte und überlastete Berufsgruppe – Pflegende fühlen sich verheizt und durch die politischen Entscheider verhöhnt, die in der ersten Welle in den Parlamenten applaudierten und dennoch keinerlei Konsequenzen aus den Erfahrungen zogen.

Die VdPB fordert daher nochmals eindringlich, sofort mit gezielten Maßnahmen für eine dauerhafte Entlastung der beruflich Pflegenden zu sorgen. Dazu hat die VdPB einen Forderungskatalog erstellt, der im Wesentlichen folgende Punkte enthält:

  • Sicherheit gewährleisten
  • Belastungsfaktoren reduzieren
  • Verbindliche Personalbemessung
  • Ausbildung sicherstellen
  • Psychisch wirksame Belastungen bearbeiten

Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern, wiederholt seine Kritik vom Sommer mit deutlichen Worten: „Bei vielen Kolleginnen und Kollegen hat sich der Eindruck verfestigt, dass die zahlreichen Äußerungen zur Systemrelevanz der Pflegeberufe nicht mehr als reine Lippenbekenntnisse waren. Seit der ersten Welle der Pandemie ist wertvolle Zeit schlicht vertan worden. Wir sind jetzt mitten in der zweiten Welle, und die berufliche Pflege wird unter diesen Umständen die Belastungen nicht mehr schultern können und wollen. Wenn jetzt nicht unmittelbar gehandelt wird, werden sehr schnell unzählige Kliniken und Pflegeeinrichtungen kollabieren!“ Die Folgen für unser Gesundheitssystem und die gesamte Gesellschaft seien von ungeahntem Ausmaß, so Sigl-Lehner. Er stellt klar: „Die Politik stellt gerade Milliardensummen für alles Mögliche bereit. Wenn aber nicht sofort auch gewaltige finanzielle Anstrengungen zur Stabilisierung der Arbeitsbedingungen von Pflegenden erfolgen, wird das verheerende Auswirkungen für uns alle haben. Dann wird unsere Gesellschaft bitter erfahren müssen, was ‚Systemrelevanz‘ tatsächlich bedeutet.“

Die vollständige Pressemitteilung im PDF-Format

Der VdPB-Forderungskatalog

 

 

Die VdPB 

Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ein unabhängiges Sprachrohr von und für professionelle Pflegekräfte in Bayern. Die VdPB wurde 2017 auf Grundlage des vom Bayerischen Landtag verabschiedeten Pflegendenvereinigungsgesetz gegründet und hat unter anderem die Aufgabe, die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln – sowohl im Interesse der Berufsgruppe als auch für die Versorgungssicherheit für die Menschen in Bayern. Dazu wirkt die VdPB an Gesetzgebungsverfahren mit und vertritt die Pflegenden in Gremien wie beispielsweise dem Landespflegeausschuss. Zudem berät sie ihre Mitglieder kostenlos in berufsrechtlichen, berufsethischen und fachlichen Fragen und engagiert sich für die Fort- und Weiterbildung der beruflich Pflegenden. Die VdPB ist außerdem die für die Registrierung der Praxisanleitungen in der Pflege und die Erfassung der Fortbildungsnachweise für Praxisanleitungen zuständige Behörde.  Die Mitgliedschaft in der VdPB ist für professionell Pflegende freiwillig und kostenlos. Präsident der VdPB ist Georg Sigl-Lehner.

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Georg Sigl-Lehner

Präsident der VdPB, Krankenpfleger, Lehrer für Pflegeberufe, Leiter einer Pflegeeinrichtung in Altötting

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Michael Wetterich

Kinderkrankenpfleger, Stationsleiter Kinderchirurgie
in Augsburg

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Vereinigung der Pflegenden in Bayern
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