Holetscheks Pflegereformpläne greifen erste Vorschläge der VdPB auf / Personalausstattung in Langzeit- und Akutpflege muss zeitnah thematisiert werden / Tiefes Verständnis der Inhalte professioneller Pflege Voraussetzung für zielgerichtete Lösungen
München, 16.03.2021 – Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) begrüßt ausdrücklich die Absicht des bayerischen Gesundheits- und Pflegeministers Klaus Holetschek, eine umfassende Pflegereform auf Landesebene umzusetzen. Gleichzeitig mahnt sie weitere Anstrengungen zur Stärkung der professionellen Pflege an. Die angekündigten Schritte bringen nach Ansicht der VdPB zwar endlich einen Stein ins Rollen, doch für eine konsequente Bewegung in die richtige Richtung und den dringend notwendigen Turbo müssen weitere folgen. Entscheidende Faktoren seien in den am Sonntag vorgestellten Reformplänen noch nicht berücksichtigt und sollten dringend ergänzt werden, meint VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner. Ansonsten könne der Pflegeturbo nicht zünden und bliebe nur ein laues Lüftchen.
„Wir weisen seit unserer Gründung darauf hin, dass die Personalausstattung in der Langzeitpflege ebenso wie in der Akutpflege in Krankenhäusern nicht mehr nur an willkürlich angesetzten Quoten oder Untergrenzen bemessen werden sollte, sondern am tatsächlichen Bedarf. Das hat nicht nur mit der längst überschrittenen Belastungsgrenze der Pflegenden zu tun, sondern auch mit der Qualität der Pflege und der Sicherheit der Pflegebedürftigen“, betont Sigl-Lehner. Die Personalausstattung sei aber in den vorgestellten Reformplänen bei der anvisierten Förderung des Pflegepersonals nicht als Eckpunkt aufgenommen. Die Umsetzung von wissenschaftlich fundierten Personalbemessungsinstrumenten gehört jedoch nach Ansicht der VdPB gemeinsam mit einem Wiedereinsteiger-Programm und massiver Förderung der Ausbildung zu den elementaren Bausteinen einer notwendigen Reform. „Wir bewerten Holetscheks Bekenntnis zur Akademisierung und die klaren Aussagen zur finanziellen Absicherung der hochschulischen Ausbildung als äußerst positiv, halten es aber für wichtig, dass das in ein Maßnahmenpaket eingebettet wird, das die Personalsituation insgesamt berücksichtigt“, erläutert Sigl-Lehner. Dazu gehörten selbstverständlich auch die in den Reformplänen erwähnten steuerlichen Entlastungen der Pflegenden. Steuervergünstigungen waren Teil der Lösungsansätze, die die VdPB dem Staatsministerium als besonders dringlich vorgeschlagen hatte.
Der Schlüssel zu wirksamen Veränderungen liegt für die VdPB in einem tieferen Verständnis der Profession Pflege, die sich in erster Linie über die Verantwortung für den Pflegeprozess definiere. Die Steuerung des Pflegeprozesses gehört seit Anfang 2020 zu den gesetzlich definierten Vorbehaltsaufgaben von Pflegefachpersonen. Die Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten kann dazu beitragen, die in den Vorbehaltsaufgaben angelegte Autonomie der Pflegenden zu festigen. Dennoch ist die eigenverantwortliche Steuerung des Pflegeprozesses der wesentliche Inhalt der Profession. „Eine positive Entwicklung des Berufs zum Vorteil der Gesellschaft kann nur dann nachhaltig in Gang gesetzt werden, wenn sie auf der Basis der Professionalisierung und Aufwertung pflegerischer Kompetenzen initiiert wird“, ergänzt der VdPB-Präsident und stellt klar: „Dass dafür die Arbeitsbedingungen in der Pflege erst einmal deutlich verbessert gehören, versteht sich von selbst.“
Um die Bedingungen, unter denen Pflegende heute in Bayern arbeiten, zu verdeutlichen und Ansatzpunkte für schnelle Hilfen zu schaffen, hat die VdPB die regionale Pflegebedarfsstudie – das Pflegemonitoring – beauftragt. Das wird in Kürze nicht nur aktuellste Zahlen mit Berücksichtigung der Pandemie-Auswirkungen liefern, sondern fortlaufend beobachten und berichten, wie sich Personalbedarf und -ausstattung in den Regionen Bayerns entwickeln. „Da die Studie jährlich aktualisiert werden soll, wird sie der vielleicht wichtigste Indikator für die Wirksamkeit von Maßnahmen sein und somit auch der Staatsregierung als Hilfsmittel dienen“, betont Sigl-Lehner abschließend.
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Die VdPB
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und ein unabhängiges Sprachrohr von und für professionelle Pflegekräfte in Bayern. Die VdPB wurde 2017 auf Grundlage des vom Bayerischen Landtag verabschiedeten Pflegendenvereinigungsgesetz gegründet und hat unter anderem die Aufgabe, die Qualität der Pflege weiterzuentwickeln – sowohl im Interesse der Berufsgruppe als auch für die Versorgungssicherheit für die Menschen in Bayern. Dazu wirkt die VdPB an Gesetzgebungsverfahren mit und vertritt die Pflegenden in Gremien wie beispielsweise dem Landespflegeausschuss. Zudem berät sie ihre Mitglieder kostenlos in berufsrechtlichen, berufsethischen und fachlichen Fragen und engagiert sich für die Fort- und Weiterbildung der beruflich Pflegenden. Die VdPB ist außerdem die für die Registrierung der Praxisanleitungen in der Pflege und die Erfassung der Fortbildungsnachweise für Praxisanleitungen zuständige Behörde. Die Mitgliedschaft in der VdPB ist für professionell Pflegende freiwillig und kostenlos. Präsident der VdPB ist Georg Sigl-Lehner.
Krankenpfleger, Lehrer für Pflegeberufe, Leiter einer Pflegeeinrichtung in Altötting
Kinderkrankenpfleger, Stationsleiter Kinderchirurgie
in Augsburg
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